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Am 2. Juli dieses Jahres jährt sich zum 70. Mal, dass in Goldeggweng das NS-Regime eine seiner brutalsten Aktionen gegen Wehrdienstverweigerer inszenierte. Der sogenannte „Sturm“ vom
2. Juli 1944 und seine unmittelbaren Folgen kostete mindestens 14 Menschen das Leben.

Deserteure des Zweiten Weltkriegs hatten sich seit Ende 1943 in Goldeggweng und am Böndlsee – mit teilweiser Unterstützung der Bevölkerung - versteckt gehalten und weigerten sich, in den längst verloren geglaubten Krieg einzurücken. Ihr Widerstand provozierte die Nazis derart, dass beschlossen wurde, der Deserteure um jeden Preis habhaft zu werden. Daraus wurde eine österreichweit beispiellose Verfolgungsaktion in der Nacht vom 1. auf den 2. Juli 1944, die letztendlich 14 Menschen das Leben kostete. Rund 50 Personen wurden verhaftet, viele davon in Konzentrationslager eingeliefert.

Bis heute fehlt sowohl eine fundierte Aufarbeitung der damaligen Ereignisse in Goldegg  als auch ein würdiges dauerhaftes Gedenken an ALLE Opfer der seinerzeitigen Geschehnisse.

Bereits im Jahr 1986 wurden erstmals in einem Buch der Historiker Michael Mooslechner und Robert Stadler die Geschehnisse vom 2. Juli 1944 genauer untersucht – schon damals deckten sich die Recherchen der Autoren nicht mit den Erzählungen und Erfahrungen, die in Goldegg herrschten.

2005 wurden ein weiteres Mal in der „Symphonie der Hoffnung“ die Ereignisse des 2. Juli 1944 musikalisch bearbeitet.

2013 waren die Ereignisse des 2. Juli 1944 bei den „Goldegger Herbstgesprächen – Widerstand schafft Freiheit“ wieder ein Thema.

Nun jährt sich 2014 der 2. Juli 1944 zum siebzigsten Mal. Es ist aus unserer Sicht wichtig, dass dieses „Gedenkjahr“ zum Anlass genommen wird,
einerseits die Geschehnisse von damals und die Schicksale von Betroffenen nach den aktuellen Erkenntnissen der Historiker und den Erfahrungen und Erzählungen von Zeitzeugen und GoldeggerInnen neu zu bewerten,
andererseits diesen für ganz Österreich wichtigen Aktionen des Widerstands auch einen dauerhaften, würdigen Platz in Goldegg zu geben.

Bereits in der „Moskauer Deklaration“ im Jahr 1943 wurde von den Alliierten festgelegt, dass für eine spätere Unabhängigkeit Österreichs „Bedachtnahme darauf unvermeidlich sein wird, wie viel es selbst zu seiner Befreiung beigetragen habe…“. Und die dramatischen Ereignisse vom 2. Juli 1944 mit ihren Opfern können sicher als ein solcher Beitrag gesehen werden.

In der Sitzung der Gemeindevertretung Goldegg vom 23. April 2014 wurde beschlossen, dass die Ereignisse vom 2. Juli 1944 noch einmal – unter Beiziehung von Historikern und Zeitzeugen – in Goldegg breit diskutiert werden sollen. Als Ergebnis dieser Gespräche soll in möglichst breitem Konsens festgelegt werden, in welcher Form den Opfern des 2. Juli 1944 ein dauerhaftes Gedenken in Goldegg geschaffen werden soll.

Cyriak Schwaighofer
Obmann des Kulturvereins Schloss Goldegg

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