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Freitag, 24.04.2020 | 19:00 Uhr - 22:00 Uhr

ABGESAGT!!!

LESUNG & GESPRÄCH

Josef Haslinger „Mein Fall“

In seinem Buch „Mein Fall“ (S. Fischer Verlag, 2020) thematisiert Josef Haslinger (*1955) die sexuellen Übergriffe, denen er als Schüler des Sänger­knaben­konvikts im Zisterzienser­stift Zwettl ausgesetzt war. In seine dokumentarische Erzählung eingeflochten ist auch die Geschichte der Aufarbeitung – seiner eigenen wie der gesamtgesellschaftlichen, v.a. in Bezug auf die Unabhängige Opferschutz­kommission (Klasnic-Kommission), mit der er 2019 in Kontakt tritt. Dreimal muss er seine Geschichte erzählen, bis er schließlich aufgefordert wird, seine Geschichte doch bitte selbst aufzuschreiben.

Jahrzehntelang war er nicht bereit, seine Erfahrungen offiziell zu Protokoll zu geben: „Ich gab, wenn ich von Freunden da­rauf angesprochen wurde, warum ich nicht aussagen wolle, zynische Antworten: Ach, das ist ewig her. Irgendwer muss einen ja in die Sexualität einführen – bei mir waren es halt Zisterziensermönche.“

In nüchterner Sprache schildert Haslinger nicht nur die Gewalt und Bedrängnis, die ihm als Kind widerfuhr. „Mein Fall“ ist auch eine schonungslose Selbstprüfung des Erwachsenen, der erst spät erkennt, wie sehr er sich mit den Tätern identifiziert, wenn er nicht bereit ist, ihre Namen zu verraten. Die perfide Strategie der pädophilen Täter – Nähe und Zu­wen­dung vorzuspielen, um sich das Kind gefügig zu machen – geht noch nach Jahrzehnten auf.

„Ein bemerkenswertes Buch [...]. Gegen seine inneren Wider­stände hat Haslinger eine eigene, schlüssige Form [...] gefunden.“ (Christoph Schröder, Die Zeit)

Einführung/Gespräch: Ines Schütz (Rauriser Literaturtage)

Karten:

10
9 (Mitglieder, Ö1)
5 (Jugend unter 18) 

 

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