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2022/2023 "KULTUR.ARBEIT - für eine neue Weltbeziehung"

Von Hartmut Rosa haben wir den Terminus Weltbeziehung übernommen, um ein notwendiges, neues Denken anschaulich zu benennen und den inflationären Begriff der Nachhaltigkeit nicht immer zu strapazieren. „Für eine neue Weltbeziehung“ ist aber auch ein Aufruf zur Umorientierung, die Sicht auf und den Umgang mit Mutter Erde neu zu denken. Achtung, eine Warnung: Der Slogan „Jute statt Plastik“ ist nicht die Lösung zur Weltrettung, wie uns Berni Wagner in seiner fulminanten Kabarett- Performance im November vor Augen führte.

Plastiktüten, PET-Flaschen, Feuerzeuge aus Plastik, Plastiksackerl, Wegwerfrasierer – Plastikmüll, der in den Weltmeeren landet und von den Tieren, die im Wasser leben, mit Nahrung verwechselt wird. Warum? Weil Plastikteile im Meer einen Geruch annehmen, der sie als Nahrung wahrnehmen lässt. Der Dokumentationsfilm „The North Drift“ zeigt, welch unfassbar weiten Weg schwimmender Müll zurücklegt. Keine noch so ferne Weltregion ist vor ihm sicher. Die Botschaft ist klar: Müll geht uns alle an, auch wenn er noch so weit weg zu sein scheint.

Dass unsere Welt aktuell mehr denn je einem Tollhaus gleicht – Kriege werden geführt, Frauen in Kleidergefängnisse gezwungen, junge Menschen hingerichtet, weil sie es wagen, sittenpolizeiliche Einschränkungen in Frage zu stellen, Parlamentsgebäude in Demokratien gestürmt, der Klimawandel und seine Folgen schöngeredet bzw. ignoriert, Wirtschaftswachstum als Naturgesetz gesehen …– ist unübersehbar. So kann es wohl nicht weitergehen. Oder, um es mit dem Buchtitel von Katharina Rogenhofer (sie war Referentin bei den 40. Goldegger Dialogen) zu sagen: „Ändert sich nichts, ändert sich alles!“ Nicht anders hat es schon vor 40 Jahren Fritjof Capra (auch er war bei den 40. Goldegger Dialogen dabei) in seinem Bestseller „Wendezeit – Bausteine für ein neues Weltbild“ erläutert und plädiert, wir müssten unser lineares Denken – Stichwort permanentes Wachstum – zugunsten eines komplexen, netzartigen Denkens aufgeben.

In einem gerade publizierten Text von Slavoj Zizek mit dem Titel „Haben wir eine Zukunft?“ ist zu lesen: „Wir sind die dominante Art auf einem relativ kleinen Planeten, die ihre Zivilisation in Richtung verschiedener Formen von Selbstzerstörung entwickelt (zerstörtes ökologisches Gleichgewicht, atomare Selbstauslöschung, globale soziale Unruhen), ganz zu schweigen von lokalen Dummheiten wie der heutigen politisch korrekten Linken, die, statt sich für gesellschaftliche Solidarität einzusetzen, selbst an ihre potenziellen Verbündeten pseudomoralische puristische Kriterien anlegt, überall Sexismus und Rassismus wittert und sich so neue Feinde macht.“ (DIE ZEIT, 3/2023, S. 47)

Vielleicht hilft ein Perspektivenwechsel, um wenigstens im Kleinen und Privaten dem globalen Irrsinn zu begegnen. „Fische, Fledermäuse und andere Tiere“ so der Titel unserer Ausstellung im April 2023 ist ein Aufruf für einen weitsichtigen Umgang mit unserer Welt und ihren Lebewesen. Sich Löwenanteile sichern, jemandem das Fell über die Ohren ziehen oder einen Bären aufbinden sind Metaphern für eine selbstbezogene, auf den eigenen Vorteil bedachte Einstellung. Aber nur lammfromm und wie ein Angsthase mucksmäuschenstill im desaströsen (positiv formuliert: im reformbedürftigen) Jetzt verharren, wie das Kaninchen vor der Schlange auf die Güte des Schicksals hoffen, ist wohl auch keine Lösung. Müssen wir die Katze im Sack kaufen, soll man geschenkten Gäulen wirklich nicht ins Maul sehen?

Wer ist der Sündenbock? Wann geht ein Kamel durchs Nadelöhr?
Wer hat die Antworten auf die tierischen Fragen?

Apropos Kulturarbeit: Im Sinne einer kulturellen Grundversorgung hoffen wir, dass Sie unser Veranstaltungsangebot, unsere kulturelle Grundversorgung, grundsätzlich sinnstiftend und einer guten Weltbeziehung förderlich empfinden ...
Die Bitte um frühzeitige Reservierung – telefonisch oder per Mail – bleibt aufrecht. Ihre Ankündigung des Kommens hilft uns in den üblichen Vorbereitungen für eine gelungene Veranstaltungsabwicklung.

Heinz Kaiser

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