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Freitag, 17.04.2020 | 19:00 Uhr - 18:00 Uhr

ABGESAGT!!!

AUSSTELLUNG und Buchpräsentation

Joyce Rohrmoser „Rent a Foreigner“

Seit einigen Jahren steht China nicht nur für massenhafte Herstellung und Export von billigen Industrieprodukten, sondern auch für den Import von europäischer Luxusware. 

Um die Echtheit dieser Luxusware zu beglaubigen, holt man sich „laowai“ („Ausländer“) ins Land, Menschen mit für Chinesen besonders ausgeprägter europäischer Physiog­no­mie und vornehmem Erscheinungsbild. Bei Eröffnungs­feiern, Jubiläen oder Pressekonferenzen sollen diese Menschen die Originalität der europäischen Waren beglaubigen. „So verdient mancher Nachfahre eines einst berühmten europäischen Familien­unternehmens sein Geld damit, in China als Schauspieler jene honorable Familie zu repräsentieren, deren Firmen sich längst in chinesischem Besitz befinden.“ (Karl-Markus Gauß)

Die Foto- und Videokünstlerin Joyce Rohrmoser wurde als „laowai“ von jener chinesischen Firma engagiert, die das italienische Pelzunternehmen ihrer Familie gekauft hatte und nahm 2015 und 2016 an Eröffnungen von Outlet Centern für Luxuswaren made in Italy in ganz China teil. Glamourös gekleidet, erklärte sie den Direktoren und Verkäuferinnen, wie man in Italien Luxus und Statussymbole definiert und erkennt.

Joyce Rohrmoser spielte aber nicht nur ihre Rolle, sondern dokumentierte sie auch. Ihre Fotos zeigen die riesigen, in unseren Augen geschmacklosen Paläste des Kommerzes. Sie porträtierte die Mitarbeiter der Unternehmen, die sich in Kleidung, Attitüde, Habitus ganz an dem orientieren, was sie für europäischen Chic halten – und sich für ihren europäischen Traum bis zur völligen Erschöpfung verausgaben. 

„Rent a Foreigner“: Joyce Rohrmoser ist von dem teils brachialen, teils hochkomischen Ineinander von Täuschung und Selbst­täuschung, von Imitation und Aneignung, von kopiertem Original und originaler Kopie fasziniert. Mit ihren Fotos und Videos stellt sie uns eine Welt vor, die einerseits grenzenlos kapitalistisch agiert, andererseits eine eigene Vorstellung von Freiheit hat. 

in der Edition Fotohof ist ihr Projekt als Buch erschienen, Karl-Markus Gauß steuerte einen erhellenden Text bei.

 

Joyce Rohrmoser(*1954 in Mailand) lebt und arbeitet in Salzburg. Mit Sina Moser bildet sie das Kollektiv MORO, das den künstlerischen  Beitrag zu den 37. Goldegger Dialogen „Berührung der Magie“ kreierte.

 Eintritt: frei – zu sehen bis Sa, 25. April (15-18 Uhr)

Karten:

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