
Freitag, 18.01.2019 | 20:00 Uhr - 21:30 Uhr
KINO
„Das versunkene Dorf“
Georg Lembergh; 2018, 82 min
Von der Weltöffentlichkeit unbemerkt, spielt sich im August 1950 auf der Südtiroler Hochebene des Reschenpasses eine menschliche Tragödie ab. Fast über Nacht wird das idyllisch gelegene Dorf Graun durch ein von staatlicher Willkür und Profitdenken geprägtes Stauseeprojekt unter Wasser gesetzt. Die Bewohner müssen ansehen, wie ihre Häuser gesprengt werden und die Wiesen und Felder im Stausee versinken. Nur der Kirchturm darf stehenbleiben und ragt, einem Mahnmahl gleich, aus der Wasserwüste.
Heute steht das neue Graun über dem Seeufer, doch für die Alten ist der See noch immer Sinnbild für erlittenes Unrecht. Oft fließen Tränen, wenn sie vom alten Dorf erzählen, und nie würden sie mit dem Ausflugsschiff Hubertus „über ihre alte Heimat“ fahren.
Die junge Generation, die die Stau-Geschichte nur aus Erzählungen kennt und am Ufer des Stausees aufgewachsen ist, nutzt den Reschensee als Erholungsraum und Tourismuskapital – eine vorsichtige Vermarktung (Stichwort Fotomotiv) der einzigartigen Vergangenheit von Graun beginnt.
Dieses Zeitfenster, die letzten Zeitzeugen sind noch am Leben und die Jungen brechen zu neuen Ufern auf, dokumentiert „Das versunkene Dorf“. Eingebettet in einen Spannungsbogen zwischen gestern und heute geht der Film den Fragen nach Heimat und Heimatverlust nach, beleuchtet die historisch kaum aufgearbeiteten, hochdramatischen Umstände der Seestauung und zeigt die psychischen und sozialen Folgewirkungen.
Karten:
7
6 (Mitglieder, Ö1)
5 (Jugend unter 18)