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Donnerstag, 03.01.2013 | 20:00 Uhr - 22:00 Uhr

ZUSATZTERMIN: NEUJAHRSKONZERT

Paul Gulda (Klavier) & Orchester Gypsy Devils „Roma Rhapsody"

Paul Gulda und die Gypsy Devils aus Bratislava spielen Werke von Joseph Haydn (Rondo aus dem Klavierkonzert D-Dur und Rondo alla zingarese), Franz Liszt (Ungarische Rhapsodien) sowie Stücke aus dem „modernen“ Repertoire der Roma-Musik. 

Paul Gulda: „Fast zwanzig Jahre sind vergangen, seitdem ich mit dem Projekt Haydn alla Zingarese erstmals mit Roma-Musikern zusammen spielte. Viel ist seither geschehen. Nach langer Pause wurde das Projekt im Haydn-Jahr 2009 fortgesetzt, daraus erwuchs die Beschäftigung mit Franz Liszt und seinen Ungarischen Rhapsodien – all dies schon mit der nächsten Generation aus den Dynastien der slowakischen Roma-Musiker …

Inzwischen ist – endlich! – die Lage der Roma in Politik und Gesellschaft verstärkt in den Fokus gerückt, in Österreich sind die Roma als Volksgruppe anerkannt. Aber wo stehen wir in Europa zu Arbeitslosigkeit, Ausgrenzung und Ghettoisierung der Roma? Die Staaten Westeuropas begegnen den aus der Armut Osteuropas Flüchtenden mit harten Vorschriften bis hin zu (auch blutiger) Repression und Ausweisung.

Kann ein Musikprojekt ohne den Blick auf derlei harte Tatsachen auskommen? Ich denke nicht.

Denn es geht hier nicht allein um die musikhistorisch reizvolle Frage, ob sich Haydn Zigeunermelodien abgelauscht hat oder ob sich umgekehrt die Zigeunerkapellen mit der Zeit die Spielformeln der Wiener Klassik angeeignet haben.

Dahinter stehen mir wichtigere Fragen: nach dem authentischen, emotionellen Ausdruck, der jede Art von Musik erst wahrhaft erfahrbar macht, ihr eigentliches Dasein bedingt. Nach dem eigenen Ton, nicht dem geborgten; nach dem vielzitierten, schwer zu definierenden Swing, der kein Zeitmaß im engen Sinn bedeutet, sondern eine Art von Lebensrhythmus, ja Lebenskunst beinhaltet. Es stellt sich auch die Frage nach der Bewahrung, nach dem Besitz von Erbschaften, wie es z. B. die 'Klassische Musik' ist. Die schriftliche Konservierung ermöglicht immer vertieftes Lernen, weitere Ausdifferenzierung und komplexe Strukturen – aber sie schafft auch Ballast, jahrzehnte- und jahrhundertealten Ballast. Können so noch authentische Geschichten erzählt werden? Oder besteht die Attraktion der Roma-Musik (und mit ihr jeder Musik, die auf traditionellem Weg weitergegeben wird, also durch Hören, Nachspielen, Variieren) eben aus dieser Authentizität? …

Es wäre in dieser überhitzten Zeit erst recht nötig, vom Swing der Roma-Musik zu lernen. Von ihrer Art, die Geschichte zu erzählen, direkt, erlebt, geprägt von Verlusten – und dem Gewinn an Freiheit. Absolut menschlich, aber ohne absoluten Anspruch. Eine noch andauernde Chronik, in Musik gefasst." 

Karten:

20

16 (KV-Mitglied, Ö1) 

10 (Jugend unter 18)

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