Zum Hauptinhalt springen

Sonntag, 02.09.2007 | 19:30 Uhr - 22:00 Uhr

"Weg müssen"eine Theaterwanderung von Christa HassfurtherUnter Verwendung und Bearbeitung des historischen Stücks "Protestantenvertreibung von Goldegg" von Gertraud Mücke

„In meiner Kindheit hat es noch geheißen, da oben am Riedl wohnen Protestanten. Damit waren aber keine Evangelischen gemeint, das waren Leute, die am Sonntag nicht in die Messe gegangen sind.“, erzählt eine der Spielerinnen der Theatergruppe, die schon 1981, bei der ersten Aufführung des Stücks über die Vertreibung der Protestanten dabei war. War also bis ins 20. Jahrhundert hinein der Begriff „Protestanten“ auch gleichzusetzen mit nicht dazu gehören, ausgegrenzt sein, sich selbst ausgrenzen? Noch heute ist die Geschichte der großen Vertreibung von 1731 im Pongau lebendig. Wurden doch damals bis zu 90% der Dörfer entvölkert.

 

Weg müssen

Eingebettet in ein konkretes historisches Ereignis steht das Stück für die unzähligen Schicksale vertriebener Menschen, für Machtmechanismen, die in der Unmenschlichkeit enden und für die ewigen Gewinnler, die aus der Not anderer Profit ziehen. Es geht um das Hinausgestoßen – Werden aus der Vertrautheit der Lebensumstände, der Heimat, der Freunde. Rücksichtsloses Streben nach Machterhalt ist die Triebfeder dafür. Sie moralisch bemänteln, heißt, Rechtfertigungen für Vertreibung und Vernichtung finden, wie Sprache, Religionsbekenntnis oder erfundene Kriterien ethnischer Unterscheidung.

 

Spielort Schloss Goldegg

Die Architektur des Schlosses, über die Jahrhunderte hinweg immer wieder verändert und weiter gebaut, ist Stein gewordene Zeichensetzung für den Gang der Geschichte dieses Landes. Die Räume korrespondieren mit den Szenen, die darin spielen, beeinflussen sie. Das Stück beginnt vor dem Schloss mit der Hinrichtung des Franziskanermönchs Georg Scherer im Jahr 1528, als eine Reihe katholischer Priester auch im Fürsterzbistum Salzburg die reformatorischen Gedanken Martin Luthers von der Kanzel predigten. Luthers Auffassung von einer gerechten Welt und die bereits im Spätmittelalter einsetzende massive Ausbeutung der Bauern führten schließlich in ganz Europa zu den Bauernkriegen. Die Zuschauer erleben Begebenheiten dieser Geschichte im Kemenatensaal, der aus dem 14. Jahrhundert stammt, und dem Rittersaal, der sein heutiges Aussehen 1536 erhielt. Im Dachgeschoss, das in unseren Tagen adaptiert wurde, finden die Ereignisse von 1731/ 32 ihren Höhepunkt und Abschluss.

 

Das Stück

1981 fand die Uraufführung des historischen Stücks „Protestantenvertreibung von Goldegg“ von Gertraud Mücke statt. Anlass war die Landesausstellung „Reformation, Emigration – Protestanten in Salzburg“. 10 Jahre später kam es zur Wiederaufnahme im Rahmen des Schwerpunktthemas des Kulturvereins Schloß Goldegg „Das Fremde“. Der nunmehrige Grund, das Thema theatralisch wieder aufzugreifen, war der 90. Geburtstag der Autorin Gertraud Mücke, Anfang 2006. Dabei kam es zu einer völlig neuen Bearbeitung des ursprünglichen Stücks durch Christa Hassfurther. Aus dem auf einen Schauplatz beschränktem Geschehen mit historischen Abstechern in die Vergangenheit wurde eine Wanderung durch Zeit und Raum.

 

Zum historischen Hintergrund

 

Vertreibung

Am 31. Oktober 1731 erließ Erzbischof Leopold Anton von Firmian das so genannte Emigrations-Patent, das an die 21.000 Menschen zwang das Land zu verlassen. Verlesen wurde es erst nach der militärischen Sicherung des Landes, am 11. November. Innerhalb einer Woche mussten 4.184 Unangesessene, das waren Taglöhner, Mägde, Knechte und Dienstleute, das Land verlassen. Viele von ihnen wurden direkt von der Arbeit weg vertrieben, deportiert. Weitere 16.288 folgten in den nächsten Monaten, nachdem sie ihre Höfe oft zu Schleuderpreisen verkauft hatten. Rechtlich gesehen wäre zumindest den Angesessenen, den Bauern, eine Dreijahresfrist zugestanden, bis zu der sie auswandern hätten müssen. Um dieses Recht zu umgehen, wurden die Protestanten der Rebellion beschuldigt.

Das weitere Schicksal der Emigranten

 

Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. hatte sich zur Aufnahme der Salzburger bereit erklärt. Auf ihrem Weg durch das Reich hatten die Emigranten fast überall Wohlwollen geerntet. Zum Teil wurden sie als Märtyrer ihres Glaubens gefeiert. Umso größer war ihre Enttäuschung bei ihrer Ankunft in Preußen. Von der dortigen Bevölkerung wurden sie misstrauisch angesehen, sie wurden nicht geschlossen angesiedelt, sondern oft von Verwandten und Freunden getrennt untergebracht. Dazu kam das Unbehagen über die flache, ihnen völlig fremdartige Landschaft und die Schwierigkeit der sprachlichen Verständigung.

 

Ein Teil der Emigranten war bereits von Augsburg aus nach Georgia ausgewandert. Spätere Einwanderungen in die USA folgten. Doch auch dort mussten die Salzburger um ihre Existenz kämpfen, da das ihnen zugewiesene Land sumpfig und der Boden sandig war.

 

Dass die Salzburger letztlich überleben konnten, hatten sie der indigenen Bevölkerung zu verdanken, die sie lehrte, Trinkwasser aus Melonen zu gewinnen.

 

 

Theatergruppe Goldegg

Die Theatergruppe Goldegg wurde im Jahr 1981 mit dem Stück "Die Protestantenver-treibung von Goldegg" neu gegründet. Anton Steinberger war für das Geschehen der Gruppe bis 2004 verantwortlich. Nun leiten Klaus Sinnegger und Johannes Eckinger die Gruppe. Die Theatergruppe Goldegg hat heuer das erste Mal mit Hilfe eine professionellen Regisseurin ein Stück inszeniert.

 

 

Allgemeine Informationen

 

Mitwirkende:

Alois Ammerer, Johannes Eckinger, Sebastian Eckinger, Annemarie Gruber, Christoph Hettegger, Johanna Hochleitner, Josef Höller, Sepp Kaltner, Gertrude Neumayer, Maria Neuschmied, Sylvia Pichler, Martina Pichler, Josef Pronebner, Maria Rathgeb, Peter Rathgeb, Reinhard Rathgeb, Brigitte Reiter, Georg Rieser, Resi Schwaighofer, Cyriak Schwaighofer, Klaus Sinegger, Markus Obermoser, Markus Gumpold, Georg Ammerer, Franz Kranabetter, Josef Kranabetter uvm.

 

Regie: Christa Hassfurther

Bühnenbauten: Peter Rathgeb, Johannes Eckinger

Kostüme: Annemarie Gruber

Musik: Markus Pronebner - Trachtenmusikkapelle Goldegg:

Technik: Helfried Hassfurther

 

 

So, 2. September 2007

Beginn: 19:30 h

Vorstellungsdauer: ca. 1 ½ Stunde, keine Pause

 

 

Freitag, 7. September 2007 - 19:30 h

 

Sonntag, 9. September 2007 - 16.00 und 19.30 h

 

Veranstaltungsort: Schloss Goldegg

 

 

Kartenreservierung:

Kulturverein Schloß Goldegg –

Tel. +43 (0) 6418-8234

 

 

weitere Infos:

Johannes Eckinger

+43 (0) 699-15372199

+43 (0) 6415-8833

johannes@eckinger.info

 

 

Diese Theaterproduktion wird unterstützt durch den Amateurtheaterverband Salzburg, der Kulturabteilung des Landes Salzburg.

Als weitere Hauptsponsoren bedankt sich die Theatergruppe Goldegg herzlichst bei den Firmen:

SAG – Lend

Salzburg AG

Hypo St. Johann i. Pg.

Elektrotechnik Kappacher, St. Johann i. Pg.

 

  • "Weg müssen"eine Theaterwanderung von Christa HassfurtherUnter Verwendung und Bearbeitung des historischen Stücks "Protestantenvertreibung von Goldegg" von Gertraud Mücke-
-->