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Donnerstag, 16.01.2020 | 19:30 Uhr - 22:00 Uhr

KINO und Einführung/Gespräch

„Peter Handke – Bin im Wald. Kann sein, dass ich mich verspäte …“

Corinna Belz; D 2016, 89 min

Für „ein einflussreiches Werk, das mit sprachlicher Genialität die Peripherie und die Spezifität der menschlichen Erfahrung untersucht“, wurde Peter Handke mit dem Literaturnobelpreis 2019 ausgezeichnet. Der Film ist ein eindrucksvolles Portrait des 1942 in Griffen (Kärnten) geborenen Literaten.

In den 60er-Jahren zeigte sich Handke als „angry young man“ und Popstar des Literaturbetriebs: kompromiss­los in seiner Sprache und der Vielfalt seines Schreibens. Kaum war er auf den Bestsellerlisten, kehrte er dem Rummel den Rücken und ging auf Reisen … 

Regisseurin Corinna Belz durfte Handke, der zurückgezogen in seinem Land­haus unweit Paris lebt, eine kurze Wegstrecke begleiten. Entstanden ist ein Film über das Schreiben, über die Wahrnehmung der Wirklichkeit, über die Kunst des Erfindens – und über die großen, unverzichtbaren Fragen, die Peter Handke eindringlich und zuweilen unerwartet liebevoll stellt: „Was ist jetzt? Wie soll man leben?“

„Er lässt sich nicht filmen, befragen, vielmehr gewährt er Einblick in die Werkstatt der Schriftstellerei. Beim Sticken oder beim Pilzeputzen reflektiert er sein Handwerkszeug, das Wort und die Sprache.“ (Anke Leweke)

Einführung: Dr. Clemens Peck
Geb 1977, Germanist und Kulturwissenschaftler, lehrt und forscht an der Universität Salzburg. Schwerpunkte sind u.a. die österreichische Literatur vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Peter Handke: 1942 in Griffen in Kärnten geboren, ist der prominenteste lebende österreichische Literat. Über 11.400 Seiten enthält die vom Suhrkamp Verlag herausgegebene „Handke Bibliothek“. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Publikums­beschimpfung“, „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“, „Wunschloses Unglück“, „Die Wiederholung, Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa oder Gerechtigkeit für Serbien“ sowie „Immer noch Sturm“.

Seinem ersten Literaturpreis 1967 folgten unzählige andere, auch der Große Kunstpreis des Landes Salzburg für Literatur 2012. Die Jurybegründung lautete: „Kein anderer deutschsprachiger Autor nach 1945 hat ein derart vielgestaltiges, eigen­sinniges, sprachlich und formal virtuoses Werk aufzuweisen. Peter Handke hat mit beinahe jedem seiner Bücher – es sind mittlerweile mehr als siebzig – Formen und Möglichkeiten des literarischen Schreibens und damit auch sich selber als Schriftsteller neu erfunden. Sein literarischer Rang ist selbst bei seinen Kritikern unbestritten. Zu seinen bürgerlichen Tugenden zählt, dass er die Freiheit der Rede pflegt, politisch unbequem ist und zuweilen Klartext spricht. ...“ Anlässlich des Literaturnobel­preises 2019 sorgen insbesondere seine Aussagen zum Bürger­krieg in Ex-Jugoslawien (1991-1999) und die Teilnahme am Begräbnis des serbischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic 2006 für Diskussionen.

2012 sagte Handke, der bis heute kein Internet benutzt, in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung:„Mein Grab­spruch ist: Bin hinten.“ „Muss es nicht heißen: Bin unten?“ Handke: „Nein. So wie man bei jemandem an die Haustür kommt, der im Garten arbeitet und ein Schild an die Tür gehängt hat: Bin hinten. Sie sind Materialisten, und ich bin ein Träumer. Die Träumer sind hinten, die Materialisten unten.“ 

Karten:

10
9 (Mitglieder, Ö1)
5 (Jugend unter 18)

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