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Donnerstag, 13.09.2018 | 19:00 Uhr - 21:00 Uhr

Premiere: BUCHPRÄSENTATION

Hanna Sukare

„Schwedenreiter“ ein Heimatroman

Die Schriftstellerin Hanna Sukare erhielt 2016 für ihren Debütroman „Staubzunge“ den Rauriser Literaturpreis. 

1957 in  Freiburg (Breisgau) geboren, lebt sie seit ihrer Jugend meist in Wien. Sie studierte Germanistik, Rechts­wissen­schaften und Ethno­logie. 1991/92 Forschungs­auf­ent­halt in Lissabon. 

Sie war unter anderem als Journalistin, Redakteurin (Falter, Institut für Kulturstudien) und Wissenschaftslektorin tätig und beschäftigte sich in wissenschaftlichen Studien mit dem gesellschaftlichen Fundus des Fremden. Seit 2001 ist sie freie Autorin.

Nun präsentiert Hanna Sukare in Goldegg ihr neues Buch „Schwedenreiter“. In diesem Roman finden sich zahlreiche Assoziationen zu den Ereignissen rund um den 2. Juli 1944, den „Sturm auf Goldegg“ und die dramatischen Folgen daraus. 

Die Hauptfigur des Romans, Paul Schwedenreiter, ist der Enkel eines der Deserteure aus der Gemeinde namens Stumpf. Er will sich nicht abfinden mit der Bezeichnung „gefährliche Landplage“ für die Deserteure und den schlampigen Behauptungen in der Ortschronik und recherchiert die politische, berufliche und militärische Laufbahn jenes SS-Mannes, der aus seiner Sicht maßgeblich an der Geschichtsklitterung der damaligen Ereignisse beteiligt war. 

Seine Suche führt in die Kinderstube der zweiten österreichischen Republik. Sie hat sich nach dem Krieg auf Wunsch der Alliierten entnazifiziert. Der Umgang der jungen Republik mit ihren alten Nazis findet Jahrzehnte später auch in Stumpf seinen Nachhall. Jeder dort weiß, der SS-Mann war ein führender Nazi, doch das stört kaum jemanden. 

Jahrzehnte nach dem Krieg stellt Stumpf die Geschichte auf den Kopf und errichtet in der Ortschronik eine Bühne für den SS-Mann, den Pranger für die Wehrmachtsdeserteure.

Schwe­den­reiter, eine fiktive Figur, verstrickt sich unvermeidlich in die politischen Wirklichkeiten seiner Heimat. Schließlich trifft er eine Entscheidung. (Auszugsweise die Buchankündigung des Otto Müller Verlags Salzburg, in dem der Roman erscheint.)

Hanna Sukare wird erstmals aus ihrem neuen Roman lesen. Anton Thuswaldner, Literaturkritiker, Autor und Kultur­redakteur, wird mit der Autorin ein Gespräch führen. 

Anton Thuswaldner war in der Jury, die Hanna Sukare den Rauriser Literaturpreis 2016 für „Staubzunge“ zusprach. Die Begründung der Jury lautete folgendermaßen:

„Hanna Sukare ist es auf überzeugende Weise gelungen, in einer dichten, stilsicher geformten Sprache einen Roman zu schreiben, der in seiner Schilderung einer Familiengeschichte weit über das eigentliche Thema hinausgreift. In 'Staubzunge' wird zugleich das Portrait eines ganzen Jahrhunderts gezeichnet, das von historischen Verwerfungen und Traumatisierungen gekennzeichnet ist. In sensibler Weise erkundet das aus unterschiedlichen Erzählperspektiven und Sprechweisen komponierte Buch die Vorgeschichte der Elterngeneration, deren Versagen in ihrer Vorbildrolle nicht plakativ angeklagt wird, sondern die Haupterzählerin zu Recherchen veranlasst, in deren Gefolge sie die aus der Tragödie der Geschichte resultierenden Schädigungen zu begreifen lernt. 

Gerade aber auch durch das Unausgesprochene, das in der Erzählprosa von Sukare stets mitschwingt, gewinnt ihr Buch eine Tiefendimension, die 'Staubzunge' zu einem herausragenden Erzählwerk und einem literarisch außerordentlichen Debüt des Jahres 2015 macht. Das Geschichtsmodell der Hanna Sukare sieht vor, dass niemand verschont bleibt. Jede Zeit schlägt Menschen ihre Wunden, und die erholen sich dann ein Leben lang nicht davon.“

P.S.: Die Gemeinde Goldegg wird – unter Einbeziehung der umfangreichen Recherchen von Hanna Sukare – ihre Ortschronik zu diesem dunklen Kapitel seiner jüngeren Geschichte wissenschaftlich neu bearbeiten lassen.

Karten:

frei

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